Wie jeder von euch habe ich in der Schule gelernt, dass das Wählen von unermesslichem Wert für den Erhalt der Demokratie, und Widerstand der ruhigen Mehrheit gegen die laute und extremere Minderheit ist. In letzter Zeit plagt mich aber ein Konflikt mathematischer Natur - und ich würde mich freuen wenn jemand mein Argument nach Strich und Faden zerlegen und als falsch aufzeigen könnte. Warum sollte ich wählen? Meine Stimme müsste eigentlich 1/83Mio Gewicht haben, eben der Anteil von meiner Person an ganz Deutschland. In Wirklichkeit ist das Parlament von Lobbyisten durchsetzt die wesentlich mehr mit Politikern interagieren, da sie sich ständig in den Parlamenten aufhalten. Meine Stimme gibt’s einmal in vier Jahren, Lobby gibt es jeden Tag. Beispiel: “In dem halben Jahr, seitdem der Schwabe in Brüssel für Digitalthemen zuständig ist, hat er sich gerade zwei Mal mit Lobbyisten von Nichtregierungsorganisationen getroffen - aber 44 Mal mit denen von Unternehmen oder Wirtschaftsverbänden.” - https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/guenther-oettinger-und-lobbyismus-eu-kommissar-trifft-selten-ngos-a-1040147.html

Ich habe das Gefühl dass ich nicht 1/83Mio der Macht habe sondern nur 1/83Mrd. Ich will dass ich für’s zur-Urne-gehen mit Repräsentation gewürdigt werde, und stattdessen hat man vor meine Chats zu entschlüsseln, Glyphosat zu versprühen, und auf jede andere Art zu signalisieren: Geh einfach nicht wählen.

Bitte widerlegt mich, ich hab keine Ahnung wie ich mit der Situation umgehen soll.

  • branchial@feddit.de
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    11 months ago

    Ich denke da gibts nichts zu widerlegen du hast vollkommen recht. Reiche Menschen haben mehr Einfluss und solange sie diesen Einfluss haben werden sie den auch nutzen, unter anderem dafür das du zwischen ein bisschen mehr Sozialhilfe oder gar keine Sozialhilfe wählen kannst. Aber eben nicht für grundlegende systemische Veränderung. Das wird nicht auf dem Wahlzettel stehen.

    Ultimativ ist die Aufgabe der Regierung eben dafür zu sorgen dass es den Arbeitern gut genug geht dass genug Arbeit produziert wird aber bloss nicht zu gut sonst hören die eventuell auf und komm auf andere Ideen wie Gewerkschaft gründen, sich solidarisieren usw.

    Deswegen wird nichts grundlegendes gegen Obdachlosigkeit oder Armut in Deutschland getan. Das Gesundheitssystem ist gerade gut genug dass die Leute nicht zu doll jammern. Das Arbeitslosengeld gerade mal genug das die Leute nicht verhungern bis sie weiter arbeiten können, wie das Menschen mit Behinderung oder Armutsbetroffene trifft wird dabei ausser acht gelassen. Lieber das 10 Hilfsbedürftige ohne auskommen als das einer sich irgendwelche Leistungen ergaunert die ihm mehr als das Grundlegend nötigste bieten. Das ist das System da wird sich nichts dran ändern.

    • SitD@feddit.deOP
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      11 months ago

      Danke für die Antwort, hier gibt es einige Denkanstöße für mich. Ich wünschte echt dass Politiker merken was Apathie bedeutet und wo sie her kommen könnte. Ist nicht immer Gleichgültigkeit - wird aber so gehandelt. Politiker selbst sollten um ihren Job bangen, da man möglicherweise irgendwann keinen Mittelsmann mehr braucht. Vielleicht gibt es ja bald eine Shinra Corporation (FF7 Referenz, Firma die den Staat kontrolliert).

      • branchial@feddit.de
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        11 months ago

        Ich wünschte echt dass Politiker merken was Apathie bedeutet und wo sie her kommen könnte.

        Politiker sind schlaue Menschen die wissen das. Die machen das hauptberuflich seit Jahrzehnten. Alles woran du oder ich denken in Bezug auf deren Job haben die schon im Blick. Aber solange sie gewählt werden, und wenn die Alternativen nicht viel besser sind werden sie dass wohl, müssen sie nicht Rücksicht drauf nehmen. Deswegen kann die SPD, die ja angeblich “sozial” ist, ihre aktuelle Politik so betreiben wie sie es tut.