• rhabarba@feddit.de
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    1 year ago

    Es ist schwierig, konservativ (“rechts”) zu sein, ohne dabei in der Nähe der AfD zu stehen. Was wäre deine Lösung?

    • Wirrvogel@feddit.de
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      1 year ago

      Man kann konservativ sein und trotzdem in der Lage zu erkennen, dass das Althergebrachte nicht immer wert ist konserviert zu werden und Reformen bedarf. Man ist dann vielleicht zaghafter in der Durchsetzung will aber nicht wieder zu den 50er Jahren zurück und braucht einen Führer an der Spitze des Staates. Man erkennt, dass Bekämpfung des Klimawandels und Gleichberechtigung notwendig sind für den Fortbestand der Menschheit, aber man will vielleicht die Möglichkeit klassisch Hausfrau zu sein erhalten und Ausnahmen für Oldtimer oder so etwas, nicht gleich zurück zum Frauenbild der 50er und “mein Diesel ist mein Leben”.

      Man kann konservativ sein aber auch gleichzeitig Demokrat und nicht davon fantasieren wie man seine politischen Gegner an die Wand stellt.

      Man kann konservativ sein und für sich einen althergebrachten Lebensstil bevorzugen ohne ihn anderen vorschreiben zu wollen und daher für Wahlmöglichkeiten eintreten anstelle anderen Vorschriften zu machen. Man kann zum Beispiel immer noch denken, dass die Familie die Keimzelle der Gesellschaft ist und Schutz und Förderung bedarf, aber anerkennen, dass es heute auch Familien ausserhalb des Vater-Mutter-Kind Schemas gibt und geben darf.

      Konservativ zu sein kann auch bedeuten einen positiven Gesellschaftsentwurf zu haben für die Zukunft anstelle von einem der nur negativ formuliert ist (wir wollen “x” zurück haben, wir wollen “z” nicht, wir sind gegen “y”, die Grünen nehmen uns “A” weg). Der AfD mangelt es an jeglichem positiven Zukunftsbild, sie arbeitet nur noch mit Ängsten und die konservativen Parteien in Deutschland haben sich dem voll angeglichen. Die wenigen Zukunftperspektiven (gerade Söder der 1000 Windräder bauen will nachdem er seit 20 Jahren den Bau von Windrädern blockiert) sind von Links geklaut und werden nur nach unendlichem Druck von aussen (oft auch nur im Schein) übernommen, von innen passiert nichts.

      Die Liste wäre endlos. Dass es vielen Menschen so schwer fällt zu sehen wie weit die Entfernung Konservatismus und AfD eigentlich ist, liegt schlicht daran dass sich die “Rechten der Mitte” über viele Jahre lang so sehr an die Rechtsradikalen rangerobbt haben, dass sie sich selber eine Brandmauer verordnen mussten. Man könnte so etwas Self-aware Wölfe nennen, weil eine Brandmauer zwischen zwei Häusern die Wand ist, die beide Häuser hautnah verbindet und oft nur 20 cm breit ist. Wie kann man da noch glauben man wäre “die Mitte der Gesellschaft”?

      Hinzu kommt, dass deutsche Konservative zunehmend den anglo-amerikanischen Konservatismus kopieren suchen, der sich vom ursprünglich europäischen deutlich unterscheidet. Dass die AfD die Republikaner geradezu kopiert, manchmal wörtlich auch da wo es keinerlei Sinn macht, ist auch klar.

      Wenn du also konservativ bist oder denkst du bist es, dann lese mal was das Wort eigentlich bedeutet und welche unterschiedlichen Philosophien dahinter stehen und frage dich ob du noch in der Mitte der Gesellschaft bist wenn du nur die Hand ausstrecken musst und man kann deine Position von der der AfD nicht mehr unterscheiden.

      • rhabarba@feddit.de
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        1 year ago

        Man kann konservativ sein aber auch gleichzeitig Demokrat und nicht davon fantasieren wie man seine politischen Gegner an die Wand stellt.

        Danke, du hast natürlich völlig Recht.

        Wenn du also konservativ bist oder denkst du bist es, dann lese mal was das Wort eigentlich bedeutet

        Nur zur Einordnung: Als momentanes Mitglied einer sehr linken Partei - je älter ich werde, desto weniger konservativ werde ich anscheinend - finde ich persönlich es trotzdem wichtig, dass auch Konservative eine politische Heimat finden. Die Abgrenzung zwischen “wir mögen alles so, wie es ist” und “alles soll so bleiben, wie es ist” erscheint mir nicht immer ganz einfach, insofern danke ich für deine ausführliche Antwort. :-)

        • Wirrvogel@feddit.de
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          1 year ago

          je älter ich werde, desto weniger konservativ werde ich anscheinend

          Das ist mir sehr sympathisch! ;)

          • rhabarba@feddit.de
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            1 year ago

            Mich irritiert es eher. Ich hatte damit gerechnet, ich würde (wie wohl die meisten Menschen) schon aus Prinzip das Gegenteil meines Vaters werden. Klappt aber nicht. 😂

      • rhabarba@feddit.de
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        1 year ago

        Entschuldige, die Frage war zu ambivalent gestellt. Fakt ist, dass es nun mal Menschen gibt, die “rechts” sind. Du bist’s nicht, ich bin’s nicht, aber was ist mit denen, die es sind? Wenn man ihnen als “rechte” Partei nur die AfD übrig lässt, dann wählen sie halt die - oder?.

        • Wirrvogel@feddit.de
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          1 year ago

          Fakt ist nunmal dass es Menschen gibt die Nazis sind, wenn man ihnen als Nazipartei nur die Nazis übrig lässt, dann wählen die halt die - oder?

          Ich habe weiter oben erklärt wie weit der Unterschied zwischen konservativ sein und rechtsradikal sein eigentlich wäre, wenn sich rechtskonservative Parteien “der Mitte” nicht so sehr an die Rechtsradikalen rangerobbt hätten, dass zwischen sie nur eine Brandmauer von 20 cm Breite passt und nicht einmal die noch hält wie Merz gerade bewiesen hat und die “Mitte” inzwischen am Rechten Rand runter fällt.

          Und wenn man sich so sehr nach rechts verschoben hat, dann muss man sich nicht wundern, wenn egal was man macht die “Menschen die rechts sind” lieber gleich das Original wählen.

          Es wird Zeit dass die Konservativen wieder nach links rücken wo tatsächlich die Mitte ist und dann anfangen konservative und nicht rechtsradikale Wähler anzuziehen. Da können sie dann eine Brandmauer gegen die Linke bauen, da hat von beiden Seiten dann keiner Interesse die anzuzünden.